Sommer unter schwarzen Flügeln
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- 8,99 €
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Beschreibung des Verlags
Ein Buch, das die Augen öffnet: verstörend, poetisch, engagiert.
Nuri kommt aus Syrien und lebt im Asylbewerberheim. Calvin wohnt nur wenige Häuser weiter und ist Mitglied einer rechten Jugendgang. Als sie sich kennenlernen, erzählt Nuri ihm von ihrem Heimatdorf am Rand der Wüste und von dessen Schönheit. Doch dann kamen die Schwingen des Bösen und legten sich über das ganze Land. Je mehr Calvin über das Mädchen mit den dunklen Augen erfährt, desto mehr verliebt er sich in sie. Calvin möchte seine Gang verlassen - doch so einfach entkommt er seinen alten Freunden nicht.
Eine ergreifende Liebesgeschichte inmitten sozialer Konflikte, voller Poesie und Schönheit. Ein schmerzhaft ehrliches Gesellschaftsporträt mit einer "Romeo und Julia"-Geschichte eigener Art.
Preisträger des Deutschen Jugendliteraturpreis 2016 in der Kategorie Jugendjury!
Kundenrezensionen
Aufwühlend und so wahr – Die Liebesgeschichte einer Asylantin und eines Nazis
Dieses Buch öffnet einem die Augen. Eine hochpolitische Liebesgeschichte so facettenreich und wunderbar geschrieben. Großartig. Einzigartig.
Die Protagonisten
Nuri und Calvin, beide gerade 18 Jahre alt geworden, beide Außenseiter Vielleicht.
Nuri, die vor dem syrischen Krieg gegen die Bürger mit ihrer Familie als Asylantin nach Deutschland kam, die in den wunderbarsten Farben und Gerüchen eine so detaillierte Geschichte ihrer Heimat erzählt und damit das Interesse von Calvin weckt.
Schnell wird klar, wo Calvin steht, dass er zumindest mit rechtem Gedankengut sympathisiert und dass er Asylanten hasst. Oder beschlossen oder gelernt hat, diese zu hassen. Nein, er ist mehr als nur Sympathisant. „Irgendwann würde all dies zurückkommen, die Zeit des Waldes und der Arbeiter auf den Feldern... wie damals als sie alle stolz gewesen waren... wenn der Kampf um das Land gekämpft wurde“.
Die Personen des Buches, allem voran die Protagonisten, werden so feinfühlig und facettenreich beschrieben. Das macht es unheimlich spannend, man hinterfragt die Personen immer wieder, man versucht gar nicht sie in Schubladen zu stecken.
Auch in den kleinen Szenen geht das alle auf. Nehmen wir den Bürgermeister der Stadt, der sich zuerst mit einem Anliegen der Asylanten und dann der Rechten auseinandersetzen muss, die Personen sind so real und sie durchbrechen immer wieder klassische Schemata und räumen mit Vorurteilen auf.
Die Geschichte
Die Geschichte katapultiert einen schon mit den ersten Sätzen in die Handlung. Es bedarf keines Vorgeplänkels. Zum einen sind es die Farben, das Fremde was einen an Nuris Erzählungen in den Bann zieht. Diese poetische Sprache, die Feinheiten, der immer wieder liebenswerte Humor, der Sinn für die Details. Grün. Und Schwarz. Unzählige Details, die einen wortwörtlich mit auf eine Reise nach Syrien nehmen. Ein Land über das man so viel gehört und gelesen hat, ein Land das lange Zeit vielleicht friedlich erschien, in dem es hinter der Fassade Folter gibt, und das auf dem Weg zum arabischen Frühling vom Assad-Regime in einen grauenhaften Krieg gegen die eigenen Bürger gestützt wird. Immer wieder muss Nuris Familie im eigenen Land flüchten, nie sind sie sicher. Aus einer Nuri, die zu Anfang nur ein ganz normales Leben führen will, wird eine Nuri, die über den Arabischen Frühling im Internet berichtet und uns in ihren Rückblicken teilhaben lässt an der jüngsten Geschichte Syriens.
So wie auch der Leser gerät auch Calvin immer mehr in den Bann dieser Geschichte.
Calvin soll Anführer seiner rechten Gang werden, einer Gang die die Asylanten loswerden will und sich einen teuflischen Plan ausdenkt. Aus kleinen Prügeleien, werden sogenannte schlechte Scherze, es wird eine Schlägerei in einer Diskothek inszeniert, den Vorurteilen künstlichen Nährboden gegeben, Flugblätter gedruckt bis die Gewalt eskaliert. Calvin ist nicht dumm, doch beginnt er tatsächlich Dinge zu hinterfragen und sein Weltbild zu überdenken? Auch die Geschichte um Calvin nimmt einen in den Bann, sie wirft den Leser in einen Strudel der Ereignisse und lässt einen erst am Ende des Buches wieder los.
Der Stil
Diese sprachliche Vielfalt ist für ein Jugendbuch außergewöhnlich, so in dieser Form vielleicht noch nie da gewesen. Mit Nuris Erzählungen lernt man so viele Facetten kennen, man schwebt zwischen den Worten. Doch die brutalen Ereignisse in Syrien, und auch im rechten Umfeld von Calvins Gang kennen auch andere Töne.
„Der Morgen kroch über die Stadt, wie ein langsames blassgelbes Schalentier“.
Die Dramaturgie
Es geht in diesen eindrücklichen Abschnitten, dramaturgisch so dicht zu, dass man sich der Geschichte nicht mehr entziehen kann. Dennoch gibt es immer wieder Anspielungen, romantisch verträumte Szenen auf "der Insel" und sogenannte Auszeiten, die dem Buch eine dritte oder vierte Ebene geben, denn schließlich ist es ja auch eine Liebesgeschichte:
„Es war die gewagteste Berührung des Jahrtausends. Sie dauerte eine halbe Sekunde.“
„Er war nur er, und sie war nur sie, und dies war kein Land“.
„Auf dem Bett lagen zwei Menschen, Hand in Hand, fest schlafend. Sie waren so schön“.
Und das Buch kann auch immer wieder sehr lustig sein - ich liebe diese humorischen Einschübe:
"Das ist kein Köter, das ist Rudolf", sagte Kevin. "Den hab ich mir heute geholt. Ich wollt schon lange einen Hund."
"Rudolf das Rentier?" "Nein, Rudolf Heß".
Immer wieder mochte ich diese Synchronität der Gedanken, die Peer Martin auslöst. Man denkt über das gesagte nach, stellt eigene Gedanken an während man weiterliest und dann treffen die eigenen Gedanken mit den Worten des Autors zusammen. Das ist wunderbar, denn es passiert immer wieder.
Sehr schön, wie im Buch dem Autor begegnen. „Sehr weit entfernt führte ein Mann seine großen goldenen Hund spazieren. “ Noch schöner dass zum Ende des Kapitels dann steht „Aber es ist kein Spaziergänger. Ich bin nicht da. Wenn ich da war, habe ich später geschwiegen. Wenn ich da war, habe ich allerhöchstens ein Buch über diese beiden geschrieben“.
Manche mögen's krass?
Ja, das Buch ist stellenweise ausgesprochen brutal. Was erwartet man von einem Buch, das sich mit rechter Gewalt und Terror auseinandersetzt, dass einen brutalen Krieg mit Folter und vielen Toten zu tun hat, wenn es doch realistisch sein soll? Bestimmte Dinge können nicht ausgeschlossen oder gar verschwiegen werden, sie sind Teil der syrischen und unserer Geschichte. Peer Martin schafft es dennoch uns langsam an die Themen heranzuführen, und er animiert uns durch die sogenannten "Internet Suchen" im Buch dazu uns weiter zu informieren, andere Quellen zu nutzen und nicht aufzuhören nachzudenken. Manche Abschnitte sind so schrecklich wie die Realität, denkt man, aber wenn man nach der Wirklichkeit im Internet sucht – man wird nichts finden können was einen beruhigen könnte. Es ist alles wahr und das ist noch viel grausamer.
Parallel zum Buch gibt es eine sehr detaillierte Website (unter-schwarzen-fluegeln.com)