Es ist mehr als eine Stadt oder eine Illusion ... Noctaris.

Voller dunkler Geheimnisse entführt dich die Neuauflage von „12 - Die Bücher der Mitternacht“ in einen Strudel tiefer Gefühle, Spannung und Leidenschaft. Erlebe eine ergreifende Liebesgeschichte und eine Stadt, in der du dich selbst verlieren und wieder finden wirst.

Leseprobe:

Schlagartig wird mir bewusst, was für einen Riesenfehler ich gemacht habe.
»In so einem Traum muss ich mitspielen?«, flüstere ich.
»Gefällt es dir nicht?«, erwidert Cyrus trocken. »Vorhin hat es noch so ausgesehen, als könntest du es kaum erwarten.«
Ich schlucke. »Ich wusste doch nicht, dass es sich dabei um … so etwas handelt. Erklär mir, wie das hier funktioniert.«
Schnaubend deutet Cyrus mit dem Kinn zum Sofa, auf dem der Mann gerade den Hals der Frau küsst und seine Hände über ihre Brüste gleiten lässt.
»Läden wie das Nachtmahr nutzen eine spezielle Magie, um auf die Träume Unbegabter zuzugreifen und eine Projektion davon auf ihre Bühnen zu bringen. Dadurch haben Begabte die Möglichkeit, in fremde Träume zu treten, und zwar ohne irgendeine Konsequenz. Es ist wie die Rolle in einem Theaterstück, nur deutlich realistischer und intensiver. Du bleibst ganz du selbst, mit deinen eigenen Gedanken, aber du kannst genau fühlen, was der Träumende empfindet. Meistens sind die Säle solcher Etablissements unterschiedlichen Kategorien zugeordnet. Es gibt abenteuerliche Träume mit Nervenkitzel, Albträume für die Spinner, die sich gern gruseln, oder fantastische Träume, in denen man zum Beispiel fliegen kann. Und eben noch andere.«
Ich presse die Lippen aufeinander. »Wie zum Beispiel erotische Träume?«
»Yep. Zielsicher hast du dich genau auf diesen Raum eingelassen.«
»Du weißt, dass das keine Absicht war. Kann ich die Kategorie vielleicht tauschen?«
Er fegt ein Staubkorn vom Revers seines dunklen Mantels. »Du kannst nicht tauschen.«
»Wieso bist du dir da so sicher?«
»Weil du einen magischen Handel eingegangen bist, Bennet. Du kannst auch nicht einfach fliehen, sollte das deine nächste Frage sein.«
»Kann ich mir zumindest aussuchen, in welchem Traum ich mitspiele?«
Er schüttelt den Kopf. »Die Träume an sich werden zufällig wie beim Roulette ausgewählt, wenn du dran bist, bist du dran.«
Meine Unruhe schraubt sich weiter nach oben. Aus der Sache hier werde ich nicht so leicht rauskommen. »Kann man im Traum wenigstens noch frei entscheiden, was man tun will und was nicht?«
Cyrus verschränkt die Arme vor der Brust und starrt düster auf das Bühnenpärchen, das nun immer heftiger zugange ist. »Du schlüpfst in eine Rolle, Bennet. Bei einem Theaterstück kann der Schauspieler das Skript ja auch nicht einfach umschreiben, nur weil es ihm nicht gefällt. Du musst das tun, was der Unbegabte träumt.«
»Scheiße.«
»Jetzt hast du es kapiert.«